Nach dem Bergbau - Tradition und Alltag

Das Erbe des Bergbaus bleibt. Es ist erlebbar in der Erinnerung und der Haltung der Menschen, es bleibt sichtbar im Bild von Stadt, Landschaft und Alltag der Menschen.

Im Saarland wird Bergbautradition bewahrt. Die persönlichen Geschichten der Bergleute, die über Generationen weitererzählt werden, haben die Sprache hier mitgeprägt. Die bergmännischen Tugenden und Werte wie Leistungsbereitschaft und Verantwortungsbewusstsein, Zuverlässigkeit, Solidarität und Kameradschaft waren für die gefahrvolle Arbeit unter Tage unerlässlich. Sie gehören heute zur saarländischen Mentalität. Die Erinnerung an den aktiven Bergbau wird in vielerlei Form aufrechterhalten, zum Beispiel mit Ausstellungen, Lesungen und Führungen auf ehemaligen Gruben.

Video: Der Bergbau hat das Saarland tief geprägt. Seine Spuren finden sich überall, auch wo man sie nicht vermutet. Der Touristenführer Stefan Forster, der selbst einst Bergmann war, kennt sie und die Geschichten, die sich dahinter verbergen.

„Glück auf, Glück auf, der Steiger kommt.“

Die vielen saarländischen Bergmanns‐, Hütten‐ und Knappenvereine halten die Traditionen der Bergleute weiter lebendig. Besonders bei bergmännischen Festen wird dies erlebbar, wenn die traditionellen Uniformen getragen werden und das Steigerlied erklingt. Das Steigerlied ist sicherlich das bekannteste Liedgut des Bergbaus im Saarland wie in anderen deutschsprachigen Bergbaurevieren. Zur bergmännischen Tradition gehört auch die „Bergmusik an der Saar“, ein rund 100-köpfiges Ensemble, das aus der Bergmannskapelle Saar und dem Saarknappenchor hervorgegangen ist und sein neues Domizil in Reden hat. Ihr Repertoire geht heute über das Liedgut der Bergleute hinaus, genauso wie ihre Auftritte nicht mehr auf das Saarland begrenzt sind. Bis nach Südafrika führte ihr Weg, und die Musikerinnen und Musiker wurden so zu Botschaftern des Saarlandes und seiner Bergbautradition.

Die „Bergmusik an der Saar“ in voller Mannschaftsstärke, 55 Musiker (Bergkapelle) und 42 Sänger (Saarknappenchor)

Die „Bergmusik an der Saar“ in voller Mannschaftsstärke, 55 Musiker (Bergkapelle) und 42 Sänger (Saarknappenchor).

Dirigent Bernhard Stopp leitet die „Bergkapelle Saar“

Dirigent Bernhard Stopp leitet die „Bergkapelle Saar“.

 Bei der Bergkapelle spielen natürlich Frauen mit: Tina Schmitt, Klarinettistin und Geschäftsführerin (erste von links)

Bei der Bergkapelle spielen natürlich Frauen mit: Tina Schmitt, Klarinettistin und Geschäftsführerin (erste von links).

Die Bergbau-Tradition wird bei der „Bergmusik an der Saar“ immer eine Rolle spielen

Die Bergbau-Tradition wird bei der „Bergmusik an der Saar“ immer eine Rolle spielen.

Auf den Pfaden der „Hartfüßler“

In vielen Gemeinden kann man sich heute wieder auf die Wege der Bergmänner begeben und Bergmanns‐ und Hartfüßlerpfade neu entdecken. Denn viele der alten Verbindungswege zwischen den ehemaligen Gruben und den Wohnorten der Bergmänner sind wieder begehbar und entsprechend ausgezeichnet worden. Darüber hinaus gibt es auch thematische Wege wie den Pingenweg am Itzenplitzer Weiher, der auf die Ursprünge des Saarbergbaus zurückgeht und zu den Spuren der oberflächennahen Kohlengewinnung führt.

Einen unmittelbaren Bezug zum Bergbau stellen auch die vielen Straßennamen in den ehemaligen Bergbaugemeinden her, die auf ehemalige Gruben, Stollen, Schächte und Flöze verweisen.

Bergmannpfad Von der Heydt

Hartfüßlerweg auf dem Gelände der ehemaligen Grube Von der Heydt in Saarbrücken

Hartfüßlerweg auf dem Gelände der ehemaligen Grube Von der Heydt in Saarbrücken.

Dem Arbeitsalltag der Bergleute auf der Spur

Eine besondere Form der Erinnerungskultur sind die beiden Erlebnisbergwerke in Velsen und am Rischbachstollen in St. Ingbert sowie das Bergbaumuseum in Bexbach. Dort können Besucher die Arbeitswelt der Bergleute unter Tage heute noch authentisch erleben und einen Eindruck davon erhalten, wie der Alltag in einer Grube aussah.

Stille Orte der Erinnerung

Zur Erinnerung an den Bergbau gehört auch die Erinnerung an die Grubenunglücke und die Bergmänner, die bei Ausübung ihres Berufs zu Tode gekommen sind. Dieses Gedenken ist fester Bestandteil der Werte‐ und Solidargemeinschaft im saarländischen Kohlenrevier. An vielen Gruben gibt es Mahnmale, die an die Unglücke im Bergbau erinnern. So gedenkt das Mahnmal in Luisenthal der 299 Toten des großen Grubenunglücks von 1962.

Das Denkmal „Zur Erinnerung an alle im Saarbergbau tödlich verunglückten Bergleute“ auf dem Gelände der ehemaligen Grube Ensdorf

Das Denkmal „Zur Erinnerung an alle im Saarbergbau tödlich verunglückten Bergleute“ auf dem Gelände der ehemaligen Grube Ensdorf.

Das Denkmal für die 299 Toten des Grubenunglücks vom 7. Februar 1962 in Luisenthal

Das Denkmal für die 299 Toten des Grubenunglücks vom 7. Februar 1962 in Luisenthal.

Vor dem historischen Verwaltungsgebäude der Grube Maybach erinnert ein Gedenkstein an die 98 Bergleute, die am 25. Oktober 1930 bei einer Schlagwetterexplosion ums Leben kamen

Vor dem historischen Verwaltungsgebäude der Grube Maybach erinnert ein Gedenkstein an die 98 Bergleute, die am 25. Oktober 1930 bei einer Schlagwetterexplosion ums Leben kamen.

Die heilige Barbara

Der Glaube der Bergmänner an der Saar ist sprichwörtlich. Auch der Verehrung der Barbara als Schutzheiliger der Bergmänner konnte das Ende des aktiven Bergbaus nichts anhaben. Sie ist bis heute nicht nur in Kirchen präsent. Man findet Bildnisse von ihr auf vielen öffentlichen Plätzen wie zum Beispiel im Dorf im Warndt. In Bexbach nennt man die Bergehalde „Monte Barbara“. Das wichtigste Fest in der Region bleibt das Barbarafest am 4. Dezember. Seit einigen Jahren findet die zentrale Veranstaltung in Ensdorf statt. Traditionell steht die Statue der heiligen Barbara im Mittelpunkt der Prozession, die von Ensdorf nach Saarlouis führt.