Pressemeldung  14. August 2020, Mannheim und Bickenbach  – Landschaftsagentur Plus erklärt Projekt zum Kollekturwald – „Es wird keine Kahlschläge geben“

Kollekturwald: Landschaftsagentur Plus und der Evangelischen Stiftung Pflege Schönau luden zur Presseinformation. v.l.n.r.:Steffen Ellwanger, Abteilung Forst ESPS, Oliver Franck, Dipl.-Forst-Ing. naturepen, Anke König, Dipl.-Ing. Landschafts- und Freiraumplanung Baader Konzept, Stephan Reff, Dipl.-Ing. Landschaftsarchitektur und Umweltplanung Projektleiter LA Plus, Rudolf Krumm, Prokurist LA Plus, Martin Strauß, Geschäftsführer LA Plus.

„Waldrettende Maßnahmen sind dringend notwendig“

Der im Eigentum der  Evangelischen Stiftung Pflege Schönau (ESPS) stehende 111 Hektar große Kollekturwald im Mannheimer Forst soll im Rahmen eines Projektes zu einem standortgerechten, klimastabilen und artenreichen Mischwald umgebaut werden. Dazu gibt es zwischen der ESPS und der Landschaftsagentur Plus (LA Plus) entsprechende Verträge.

Nach verschiedenen forstfachlichen Gesprächen in der Planungsphase des Projekts haben die LA Plus und die ESPS nun die Presse zu einem Termin im Kollekturwald eingeladen, um über die Ziele und das Vorgehen zu informieren.

„Der Kollekturwald ist in ernsthafter Gefahr“, sagt Martin Strauß, Geschäftsführer der LA Plus. Schon jetzt leidet der überwiegend aus Kiefern bestehende Kollekturwald unter Trockenheit, Klimaerwärmung, Schadinsekten und Pilzbefall. Der Wald hat bereits begonnen, sich aufzulösen. Hinzu kommt im Kollekturwald die aggressive Ausbreitung der Spätblühenden Traubenkirsche. Sie ist eine invasive, d.h. eine gebietsfremde Baumart, die heimische Baumarten verdrängt und somit eine standortgerechte natürliche Erneuerung des Waldes verhindert.

„Der Erhalt von Wäldern ist ein ganz wichtiger Baustein für den Klimaschutz“, sagt Frank Philipp, Leiter des Forstbetriebes der ESPS. „Ein gesunder, standorttypischer Wald bindet CO2, sorgt für sauberes Grundwasser und ist für die Tier- und Pflanzenwelt überlebenswichtig. Ohne den Umbau des Waldes und Investitionen in den Wald der Zukunft können wir den Erhalt des Ökosystems Wald an dieser Stelle nicht erreichen.“

Für die Durchführung der Maßnahme wird die Spätblühende Traubenkirsche aus dem Zwischen- und Unterstand innerhalb eines Zeitraumes von drei Jahren entnommen. Habitat-Bäume, andere Baumarten, Tothölzer und sonstige Waldbestände bleiben bestehen. Die Entnahme selbst erfolgt so behutsam wie möglich. Eine flächige Befahrung findet nicht statt. Anschließend werden neue, standorttypische Baumarten wie die Traubeneiche gepflanzt. Daneben sollen auch verschiedene Biotope und stufige Waldränder angelegt werden, um den Lebensraum Wald ökologisch aufzuwerten.

„Wenn wir jetzt nicht handeln, ist der Kollekturwald bald Geschichte“, erklärt Strauß. „Waldrettende Maßnahmen sind daher dringend notwendig. Wir schaffen einen klimastabilen, widerstandsfähigen Mischwald. Somit bleibt der Wald als Naturraum für Menschen, Tiere und Pflanzen erhalten. All unsere Aktivitäten stehen unter dem strengen Gebot, die Eingriffe in Natur und Umwelt so gering wie möglich zu halten.“

Mit den Fachleuten in den Behörden sind die Maßnahmen weitgehend abgestimmt. Das Konzept wurde auch bereits mit lokalen Vertretern von Umweltverbänden besprochen. Die Landschaftsagentur Plus hat alle Vorschläge intensiv geprüft und ihr Konzept den Wünschen entsprechend angepasst.

„Wir bleiben im Dialog, denn uns eint das Ziel, diesen Wald zu retten“, sagt Rudolf Krumm, Prokurist der Landschaftsagentur Plus. „Wir sind uns auch einig, dass wir bei den Hauptbaumarten auf heimische Arten wie Traubeneiche und Linde setzen.“ Kritisch bewertet er allerdings das Tempo, das sich Vertreter dieser Umweltverbände wünschen. Sie werben dafür, die Entnahme der Spätblühenden Traubenkirsche auf einen Zeitraum von vierzig Jahren zu strecken.

„So viel Zeit haben wir leider nicht“, bedauert Strauß. „Bis dahin haben Klimawandel und Traubenkirsche den Kollekturwald zunichte gemacht.“ Klar ist auch: „Es wird keine Kahlschläge geben und die waren auch nie geplant. Der Wald bleibt in seiner Grundstruktur erhalten. Kleinere Freiflächen werden dagegen entstehen. Diese sind auch notwendig, da die neuen Forstpflanzen, besonders die Eichen, im Schatten der Traubenkirschen kein Licht bekommen und nicht wachsen können.“

Die Landschaftsagentur Plus hat im September eine Infoveranstaltung für die Bürgerinnen und Bürger geplant, um über das Projekt aufzuklären, denn „die Sorgen der Waldbesucher nehmen wir ernst“, ergänzt Strauß.