Was bleibt ist der Wandel. Über 260 Jahre Bergbau im Saarland

Über 260 Jahre lang hat der Bergbau das Saarland geprägt. Während dieser Zeit war das Land vielen Umbrüchen unterworfen. 2012 endete diese Ära mit der Beendigung der aktiven Steinkohleförderung. Nun steht das Saarland vor einem erneuten großen Wandel: dem Aufbruch in die Zeit des Nachbergbaus.

Die Geschichte des Bergbaus an der Saar geht auf die Kelten im 7./6. Jahrhundert v. Chr. zurück. Der historische Abbaubereich der Heinitzer Kännelkohle ist der bislang älteste nachweisbare Steinkohlenabbauort in ganz Deutschland. Während Kohlengräbereien im Saarrevier lange Zeit vornehmlich privat betrieben wurden, nahm sie Wilhelm Heinrich, Fürst von Nassau‐Saarbrücken, 1751 unter staatliche Kontrolle. Dies war der Beginn einer systematischen und rationellen Gewinnung von Steinkohle an der Saar.

Steinkohlenförderung wird zum Erfolg

Die erste Hälfte des 19. Jahrhunderts war für den Saarbergbau sehr erfolgreich: Es kamen Innovationen wie Dampfkraft zum Einsatz, der Tiefschachtbau wurde eingeführt und neue Absatzmärkte erschlossen. Der Bergbau wurde allmählich zu einer Schlüsselindustrie an der Saar. Zur Jahrhundertwende stieg die Anzahl der dort Beschäftigten rasant an: Während 1860 rund 13.000 Bergleute unter Tage tätig waren, gab es 1900 schon über 42.000 Mitarbeiter. Stark erhöht hat sich auch die Förderung von Steinkohle – von 2 auf 9,4 Millionen Tonnen Kohle im gleichen Zeitraum.

Aufstieg an die Spitze

Nach dem Ersten Weltkrieg standen die Saargruben unter wechselnder Herrschaft. Zunächst gehörten sie dem preußischen Staat. 1920 wurden sie von der französischen Regierung übernommen. 1934 hat das Deutsche Reich die Gruben zurückgekauft. Nach dem Zweiten Weltkrieg gingen sie wieder in den Besitz der Franzosen. Als das Saargebiet 1957 der Bundesrepublik Deutschland beitrat, kamen alle Gruben im Saarland unter das Dach der Saarbergwerke AG mit Sitz in Saarbrücken. 74 Prozent der Aktien der Saarbergwerke AG gehörten dem Bund, den restlichen Teil besaß das Saarland. Die Saargruben zählten zu diesem Zeitpunkt zu den wichtigsten europäischen Steinkohlenrevieren.

Zeit des Wandels

Die nachfolgenden Kohle‐ und Strukturkrisen, die 1959 ihren Anfang nahmen, hatten die Lage in der Kohleindustrie verändert. Die Saarbergwerke AG reagierte darauf mit der Zusammenlegung von Bergwerken und der Verstärkung mechanischer Prozesse. Die Zahl der Bergleute an der Saar ging drastisch zurück: Während es 1960 noch knapp 53.000 Mitarbeiter gewesen sind, waren es zehn Jahre später nicht einmal 27.000. Auch die Fördermengen wurden drastisch reduziert.

Unter dem Dach der RAG

Das Jahr 1997 zeichnete sich durch den Kohlekompromiss vom 13. März aus, auf den sich der Bund, NRW, das Saarland, RAG und IG BCE einigten. Der Kompromiss sah einen schrittweisen Abbau von Subventionen des Bundes und der Kohleländer für die Zeit bis 2005 vor. Ein Jahr später, 1998, wurde die Saarbergwerke AG von der RAG durch ihre neu gegründete Tochtergesellschaft DSK übernommen. Alle saarländischen Bergwerke gingen in der DSK/RAG auf und so wurde der gesamte deutsche Steinkohlenbergbau unter dem Dach der RAG zusammengeführt.

Das Jahr 2007 war von kohlenpolitischen Entscheidungen geprägt. Am 7. Februar 2007 beschlossen der Bund, NRW, das Saarland sowie RAG und IG BCE in einem Eckpunktepapier, die subventionierte Steinkohleförderung in Deutschland bis Ende 2018 sozialverträglich zu beenden. Zur Gewährleistung dieser Aufgabe sowie zur Finanzierung der „Ewigkeitsaufgaben“ wurde am 26. Juni 2007 die RAG‐Stiftung gegründet, die zur Alleineigentümerin der RAG wurde. Knapp zwei Monate später schlossen die RAG‐Stiftung und die Revierländer den Erblastenvertrag. Er besagt u. a., dass die RAG‐Stiftung die RAG zur Entwicklung eines Gesamtkonzeptes zur langfristigen Optimierung der Grubenwasserhaltung veranlasst.

Zeit des Nachbergbaus

Eine durch den Kohleabbau ausgelöste schwere Erderschütterung im Jahr 2008 hatte das Ende des Bergbaus im Saarland beschleunigt. Am 30. Juni 2012 verabschiedete sich mit der Schließung des letzten in Betrieb befindlichen Bergwerks Saar in Ensdorf das Saarland vom Steinkohlenbergbau. Die RAG ist Teil der Bergbaugeschichte des Saarlandes und steht daher auch heute zu ihrer Verantwortung für den Nachbergbau.